Seit 2003 gehört zur Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises eine Jugendjury, die sich bundesweit aus sechs Leseclubs zusammensetzt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird.
Im Jahr 2020 nahm die zweite Gruppe der LesArtigen ihre Juryarbeit auf. Gemeinsam mit Jugendlichen aus fünf weiteren Leseclubs wählten die LesArtigen ihre Favoriten aus den 2020 bzw. 2021 erschienenen Jugendbüchern aus und kürten das Preisträgerbuch in der Sparte Preis der Jugendjury auf der Frankfurter Buchmesse 2021 bzw. 2022.
Begleitet wurde das Projekt von Sylvia Habermann und Sabine Mähne, in Kooperation mit dem Arbeitskreis für Jugendliteratur e. V.
DJLP-Nominierung 2021
Die LesArtigen nominierten Das kostbarste aller Güter – Ein Märchen von Jean-Claude Grumberg. Mit Illustrationen von Ulrike Möltgen (Jacoby & Stuart).
Die Juror*innen begründeten ihre Auswahl so:
„1943: Ein Vater wirft seine neugeborene Tochter durch die Luke des Güterzuges hinaus in den Wald und rettet sie so vor dem sicheren Tod im Vernichtungslager. Wie durch ein Wunder findet eine arme Holzfällerfrau das „kleine Gut“ an den Gleisen. Gegen alle Widrigkeiten zieht sie es als eigenes Kind auf. In dieser beeindruckenden Geschichte zeigt sich die Gattung Märchen durch die Einteilung der Handlung in Gut und Böse, Liebe und Hass, Mitgefühl und Gleichgültigkeit. Mit wortgewaltiger poetischer Sprache beschreibt der Autor die damalige Lebenswelt: Not und Armut, schwere körperliche Arbeit und Angst vor Krieg und Verbrechen. Wir erleben hautnah Beweggründe, Empfindungen und Entwicklungen seiner Charaktere mit. Ebenso eindringlich, glaubhaft und berührend werden wir von der Kraft der Liebe überzeugt. Gleichzeitig sehen wir Menschen gewalttätige Verbrechen begehen. Dadurch erkennen wir, dass das Böse nichts Abstraktes ist und sind aufgefordert, aufzupassen, damit so etwas wie die Shoah nie wieder geschehen kann. Die düster wirkenden Zeichnungen greifen die Stimmung des Geschehens treffend auf und berühren zugleich mit ganz eigener Bildsprache.“
DJLP-Nominierung 2022
Die LesArtigen nominierten Wie man eine Raumkapsel verlässt von Alison McGhee (dtv Reihe Hanser).
Die Juror*innen begründeten ihre Auswahl so:
„Will ist 16, lebt mit seiner Mutter in Los Angeles und denkt viel nach: über den Selbstmord seines Vaters und über die Vergewaltigung seiner besten Freundin. Aber auch über die unsichere soziale Situation seines Chefs im One-Dollar-Store, über einen Obdachlosen, der sich „Superman“ nennt und über den kleinen Jungen, der jeden Tag im Garten auf das Auftauchen von Schmetterlingen wartet. All dies wird in 100 kurzen Texten offenbart, die jeweils rechts auf einer Doppelseite stehen. Links findet sich stets die Zahl des Kapitels in Form eines asiatischen Schriftzeichens. Die Geschichte wirkt wie eine Sammlung von Gedanken, Erinnerungen und Ereignisschilderungen. Diese fügen sich im Laufe des Lesens zusammen und ergeben nach und nach ein Bild von Wills Leben. Die kurzen, klaren Sätze in der feinfühligen Übersetzung von Birgitt Kollmann kommen ohne vordergründige Dramatik aus. Der Text überzeugt uns durch genau diesen Verzicht und schafft damit Raum für die Beobachtungen eines sensiblen Protagonisten, der seinen Platz in der Welt sucht.“